Faszien und Stress

Ungefähr 20 Kilogramm sollen die Faszien in unserem Körper ausmachen. Sie sollen eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit spielen.

Durch die Faszien ist alles im Körper miteinander verbunden und sie reagieren völlig unabhängig von einem muskulären oder einem nervlichen Reiz. Faszien reagieren ganz langsam und nachhaltig auf emotionalem Stress. Dieser emotionale Stress kann auch Verspannungen und Schmerzen auslösen.

Die Faszien sind durchzogen von unzähligen Schmerzrezeptoren. Stress wirkt sich unmittelbar auf das fasziale Gewebe aus. Und damit kommt der Sympathikus, ins Spiel. Der Sympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems. Vom Gehirn aus über das Rückenmark führt er zu fast allen Organen. Wir können ihn nicht kontrollieren. Bei Stress wird er er aktiv und programmiert unseren Körper wie in Urzeiten auf Kampf oder Flucht.  Dann sorgt er für erhöhten Puls, feuchte Hände und zittrige Stimme.

In der Faszie gibt es ein Geflecht von Nervenfasern, das sind hochwarscheinlich sympathische Fasern. Wenn diese Fasern erregt werden, dann setzen sie Substanzen frei, die zu einer Kontraktion der Blutgefäße führen. Und das wäre eventuell einer der Mechanismen, der erklären könnte, warum unsere Rückenschmerzen stärker werden, wenn wir unter Stress stehen. Stress aktiviert den Sympathikus. Der fährt über die Schmerzautobahn im Rücken nach unten in die Nerven der Faszie. Die Faszien haben sehr gute Verbindung zu den Nervenzellen im Rückenmark, man kann davon ausgehen, dass die Faszien eine sehr große Rolle spielen, bei weichtelbedingten Rückenschmerzen. Menschen mit hohem Grad an Stress, vor allem Menschen mit Traumatisierungen in der Vorgeschichte und mit emotional belastenden Erlebnissen unterscheiden sich in ihrem Schmerzempfinden von Menschen mit normalen Rückenschmerzen. Wenn Schmerzen immer wieder auftreten, z. B. durch falsche Bewegungsabläufe oder falsche Bewegungsmuster, dann neigen Menschen mit einem hohen Level an Stress oder traumatischen Erfahrungen dazu, dass sich dieser Schmerz besonders einprägt. Mann kann sich das so vorstellen, dass die myofaszialen Gewebe einen besonders schnellen Draht ins Gehirn haben, ins Schmerzgedächtnis und dort dann auch besonders schnell chronifizieren können. Vermutlich haben Menschen mit chronischen Rückenschmerzen ein besonders ausgeprägtes Schmerzgedächtnis. Mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet) können belastende Erlebnisse bearbeitet werden. In einer Studie hat sich herausgestellt, dass durch EMDR gute Erfolge erzielt werden können.

Stress kann Rückenschmerzen auslösen und verschlimmern. Bewegung und Dehnung können verklebtes fasziales Gewebe erneuern und Rückenschmerzen mindestens lindern.

Quelle: Faszien, geheimnisvolle Welt unter der Haut (Arte Film vom 27.01.2018)

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