Systeme und ihre Verstrickungen sichtbar machen

Menschen sind nicht nur Individuen, sondern gleichzeitig auch immer in verschiedene Systeme eingebunden – in private Systeme (Herkunftsfamilie, selbst gegründete Gegenwarts-Familie, Freundes- und Bekanntenkreis) sowie berufliche Systeme (Unternehmen, Organisationen und Teams). Jedes System besteht aus einzelnen Elementen, die miteinander verbunden sind und besitzt eine Art Selbstregulation sowie eine passende Ordnung, die dem System Stabilität verleihen soll. Ändert sich in einem System auch nur ein einzelnes Element, hat dies sowohl Auswirkung auf den Einzelnen als auch auf das ganze System. Gleichzeitig bestehen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Systemen, die sich bewusst oder unbewusst hinsichtlich ihres Zustands beeinflussen. Die Herkunftsfamilie ist das einflussreichste System, dem Menschen angehören: Hier übernehmen wir als Kind von unseren Eltern generationenübergreifend Wertevorstellungen, Glaubenssätze sowie Denk- und Verhaltensmuster, die uns i.d.R. auf unbewusster Ebene zeitlebens beeinflussen.

Unbewusste Konflikte sichtbar machen

Schwelende Konflikte, Ausgrenzungen, Krankheiten, schwere Schicksalsschläge, Tod oder andere systemische Verletzungen in der Familie oder Ahnenreihe haben Auswirkungen auf das gesamte System und dessen Mitglieder. Die Mitglieder des Systems oder deren Nachkommen versuchen dann unbewusst, das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen – z.B. etwas in Erinnerung zu bringen oder wieder gut zu machen, eine Ungerechtigkeit zu sühnen. So können wir selbst oder andere Systemmitglieder zu sogenannten «Symptomträgern» werden: Unbewusst übernehmen wir alte Denk- und Verhaltensmuster und handeln manchmal wie fremdgesteuert, indem wir Schicksalsschläge eines Familienmitglieds wiederholen, unglückliche Beziehungen eingehen, partner- oder kinderlos bleiben, unserem Erfolg selbst im Wege stehen, zu Konflikten neigen, uns unsicher oder wertlos fühlen, Ängste oder unerklärliche psychische sowie körperliche Störungen entwickeln. Auch sich wiederholenden beruflichen Fehlschlägen, Selbstsabotage der beruflichen Karriere, Schwierigkeiten mit Autoritäten und Burnout können meist unbewusste Dynamiken in der Herkunftsfamilie zugrunde liegen. Solange man nicht erkennt, mit wem und wie man familiär verstrickt ist, bleiben die eigenen Gefühle und Emotionen und das eigene Verhalten häufig unverständlich.

Das St.Galler Coaching Modell (SCM)® ermöglicht es, unbewusst wirkende Konflikte und Dynamiken in familiären, partnerschaftlichen und beruflichen Systemen sichtbar zu machen und in tieferen Gefühls- und Emotionsschichten aufzulösen. Zudem fördert die Coaching-Methode mittels Aufstellungen einen Perspektivenwechsel: Standpunkte und Situationen können aus einem anderen Blickwinkel heraus wahrgenommen werden, so dass eine neue Sichtweise entsteht, die eigene Handlungsspielräume schaffen und Energie für Entwicklungsschritte freisetzen kann.

Quelle: Coachakademie.ch

Bild: Frank Spichala

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