Menschen, die in Gefahr sind ein Burnout-Syndrom zu entwickeln, fokussieren sich in der Regel zu stark auf ihre berufliche Tätigkeit. Sie setzen sich unter einen immer höheren Leistungsdruck, isolieren sich mehr und mehr von Kollegen, Freunden, der Familie, der Außenwelt. Und haben häufig nur noch die Arbeit im Sinn. Auch nach Feierabend kreisen ihre Gedanken um berufliche Probleme, ungelöste Aufgaben, Meetings und Termine. Der energiezehrende Stress dehnt sich folglich immer mehr in jene Zeit aus, die Raum geben sollte für Erholung und Regeneration.
Nur durch regelmäßige Erholung können Menschen ihre psychische und physische Gesundheit – und damit ihre Leistungsfähigkeit – dauerhaft erhalten. Je länger und andauernder die Belastung, desto dringlicher benötigen wir einen geistigen Abstand zur Arbeit. Es muss ein tatsächliches Gegengewicht zur Arbeit entstehen, indem wir uns eine „regenerative Gegenwelt“aufbauen, in der wir bewusst auf Distanz zum Job gehen und uns Dingen widmen, die besonders wenig mit unseren beruflichen Tätigkeiten und Denkprozessen gemein haben und im Idealfall völlig andere Interessensgebiete abdecken. Oft hilft es, wenn die Freizeitbeschäftigung einen festen Platz im Wochenrhythmus erhält. Diese Momente sorgen für Kontinuität, Verlässlichkeit, Stabilität und vor allem für Vorfreude. Um den richtigen Gegenpol zu finden, sollten wir uns bewusst machen, wie wir uns am Ende des Arbeitstages oder einer Arbeitswoche fühlen.
Bei Rastlosigkeit einen Pol der Ruhe finden:
Wer sich nach der Arbeit innerlich unruhig fühlt, nervös und aufgekratzt ist, gestresst durch die Vielfältigkeit der Informationen und Anfragen, der sollte versuchen, seinen Erregungslevel herunterzufahren. Dafür empfiehlt sich ein Ort der Stille, wie etwa ein Kirche ein Park oder Ausflüge in die Natur. Studien zeigen, dass bereits ein Spaziergang im Wald den Blutdruck senken kann. Ebenso können Sportarten wie Joggen oder Fahrradfahren, wenn sie über längere Zeit mit gleichbleibendem Rhythmus ausgeführt werden, für den nötigen Ausgleich sorgen. Auch geselliges Beisammensein mit anderen Menschen kann zur Beruhigung beitragen, sofern damit nicht eine neue Belastung verbunden ist, wie sie etwa als Gastgeber auftreten kann.
Bei Missmut mit Kreativität gegen die Einseitigkeit:
Wenn die Belastung am Arbeitsplatz oft recht einseitig ausfällt, ist Frust am Ende des Arbeitstages oft ein deutliches Zeichen dafür. Etwa nach zahlreichen Gesprächen oder Konferenzen, die am Ende wenig konkreten Erfolg aufweisen. Dann eignen sich schöpferische oder handwerkliche Beschäftigungen wie etwa Malen oder Töpfern, Gärtnern oder Kochen etc.
Bei Langeweile die innere Leere überwinden:
Unterforderung im Berufsalltag kann die Psyche ebenfalls belasten. Wer sich auf der Arbeit langweilt oder unausgeglichen fühlt, könnte in seiner Freizeit besonders dann Erholung finden, wenn er Herausforderungen sucht und bedeutende Ziele setzt. Neue Kraft können Menschen schöpfen, indem sie etwas gänzlich Neues erlernen, wie etwa eine neue Sprache, ein neues Musikinstrument oder eine Sportart. Manchen spornt die Mithilfe in einem Verein an oder die ehrenamtliche Tätigkeit für ein gemeinnütziges Projekt. Psychologen sprechen von „Mastery-Aktivitäten“, bei denen der Mensch versucht, etwas zu beherrschen oder zu meistern und sich gerade dadurch erholt, dass er sich anstrengt.
Bei Erschöpfung mit Muße zu mehr Energie:
Wer körperlich wie geistig oft völlig erschöpft nachhause kommt, könnte oft im Nichtstun die geeignete Gegenwelt finden. Die Erholung könnte sich besonders gut einstellen, indem Sie für körperliches Wohlgefühl sorgen, Vollbäder, Saunagänge, Massagen eignen sich hierfür sehr gut. Oder wenn Sie ganz bewusst und in Ruhe eine Mahlzeit einnehmen oder Musik hören.
Ganz gleich, welche Beschäftigung Sie für sich in Ihrer Freizeit finden, die entscheidende Voraussetzung ist, dass ein echter Erholungseffekt eintritt. Die Aktivität sollte auf Freiwilligkeit beruhen und kein Gefühl der Verpflichtung aufkommen lassen. Vor allem sollten Sie den Freizeitstress meiden. Verplanen Sie nicht jedes Wochenende, vermeiden Sie den Perfektionsdrang der schon auf der Arbeit belastend ist. Setzen Sie sich nicht unter Druck, wenn Sie sich die Zeit für Entspannung nehmen. Bei wirklich erholsamen Freizeitaktivitäten geht es weniger um das Ergebnis als vielmehr um den Prozess, die Aktivität an sich, den Genuss am Handeln selbst. Nehmen Sie sich als Leitsatz: „Das gönne ich mir!“ Sagen Sie nicht: „Das muss ich tun!“
Quelle: Geo Kompakt Nr. 40