Warum wir so schnell erschöpft sind

Der Neurowissenschaftler Daniel Levitin stellte fest, dass ein erwachsener Mensch heute fünfmal mehr Informationen aufnimmt, als noch vor 30 Jahren (Flow Nr. 12, S. 59). Ob in der Freizeit oder auf der Arbeit, die Dichte an Informationen ist enorm angewachsen. Ist das Hirn dann erschöpft, wird es zusätzlich überfrachtet mit Informationen aus dem Internet aus der Angst heraus, etwas zu verpassen (fear of missing out). Anstatt sich dann ruhig hinzusetzen und tief durchzuatmen, versuchen die meisten Menschen sich durch Spiele oder Artikel aus dem Netz abzulenken.

Zusätzlich setzen sich viele Menschen unter Druck, es den Computern gleich tun zu wollen und sich in Multitasking zu üben. Während der Prozessor in der Lage ist, simultan zu arbeiten, kann das Gehirn nur sequenziell Informationen verarbeiten. Das heißt, durch den Versuch viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, werden die Arbeiten einfach nur immer wieder unterbrochen und eigentlich zusammenhängende Tätigkeiten häppchenweise abgearbeitet. Dadurch kann schnell das Gefühl entstehen, gar nichts erreichet zu haben, was zu Stress und Frustration führen kann.

Dadurch, dass immer wieder verschiedene Tätigkeiten aufgenommen werden und wir uns immer wieder von neuem hineindenken müssen, schaffen wir tatsächlich weniger, als wenn wir konzentriert eine Sache nach der anderen abarbeiten. Zusätzlich wird bei dem Versuch Multitasking-fähig zu sein, viel mehr Energie verbraucht. Deshalb haben Berufe, die Simultanarbeiten erfordern eine sehr strenge Pausenregelung.

Regelmäßig einmal am Tag den Arbeitsplatz zu verlassen und spazieren zu gehen, sich Tagträumen hinzugeben und den Gedanken freien Lauf zu lassen, ohne Nachrichten auf dem Handy zu checken, hilft dem Hirn, sich zu erholen.

„Dein Gehirn ist dann in stand-by, ein genau entgegengesetzter Zustand zu dem der Konzentration. Das ist solch ein tief natürlicher Zustand, dass Marcus Raichle, der diesen Zustand entdeckt hat, ihn die Standardeinstellung des Gehirns nennt. Das erklärt auch, warum wir uns nach dem Tagträumen so erholt fühlen.“ (Daniel Levitin, Flow Nr. 12, S. 60)

Aus dem Fenster starren oder ein kurzer Spaziergang fördern also die Spontanerholung. Ein kurzes Nickerchen von ca. 15 Minuten ist so erholsam wie 90 Minuten Nachtschlaf. Es ist also wichtig, sich echte Pausen zu gönnen, um hinterher wieder qualitativ gute Arbeit leisten zu können.

Quelle: Gilbert Dietrich, Daniel Levitin, Flow Nr. 12, S. 60

Schreibe einen Kommentar